Sexualität & Geschlecht
Die Einteilung in ausschließlich Mann 👨 und Frau 👩 war gestern. Liebe ♥️ ist politisch. Steile Ansagen? Stimmt! Auf dieser Seite geben wir Einblick 🔎 in diese Themen. Wir erklären die Begriffe, die du kennen musst, und zeigen was sich in den letzten Jahren beim Thema Sex und Gender gesellschaftlich und politisch getan hat. 💪

Die Basics
Geschlecht und Sexualität wird zumeist in den Kategorien weiblich und männlich
gedacht. Du findest das total logisch? Hier erfährst du warum du darüber mal genauer nachdenken solltest.
Die Einteilung in zwei Geschlechter ist kein Naturgesetz.
Das wurde von Menschen irgendwann mal so festgelegt.
Aber wie das mit Festlegungen so ist - die müssen nicht unbedingt stimmen.
So ist es auch hier!
Denn die aktuelle Forschung
geht davon aus, dass es eine Vielfalt von Geschlechtern und sexuellen Orientierungen gibt.
Du willst bei dem Thema mitreden können? Dann musst du diese drei Begriffe kennen - Sex, Gender und Sexualität.
Du bist dir nicht sicher wie sich die Begriffe unterscheiden? Kein Problem, wir bringen Licht ins Dunkel!
So viel sei schon mal gesagt, bei den Begriffen spielen körperliche Merkmale,
vermeintlich vorbestimmte Rollenbilder,
die eigene Empfindung,
das äußere Erscheinungsbild
und das Begehren
eine wichtige Rolle.
Sex
Anders als in der deutschen Sprache, unterscheidet man im Englischen
generell zwischen den beiden Begriffen sex und gender. Mit sex ist in diesem Fall nicht die sexuelle Orientierung, sondern das biologische Geschlecht eines Menschen gemeint. Also das, was ein Mensch (meist direkt nach der Geburt) durch (eindeutige) körperliche Merkmale zugewiesen bekommt.
Beispiel: Ein Baby kommt mit einer Vulva zur Welt, also ist das biologische Geschlecht weiblich.

Gender
Mit dem Begriff "Gender" ist das soziale Geschlecht gemeint. Unterschieden wird dabei zwischen der
Geschlechterrolle
Das sind Verhaltensweisen, die in einer Kultur für ein bestimmtes Geschlecht als typisch oder akzeptabel gelten und Personen zugewiesen werden. Beispiel: Männer sind stark.
und der
Geschlechtsidentität
Das innere Wissen, welches Geschlecht man hat. Sozusagen das geschlechtliche Selbstverständnis und Selbsterleben. Beispiel: Ich fühle mich als Mann.
. Es geht also darum, was von einer Person erwartet wird und wie sie sich selbst empfindet. Wenn jemand als männlich geboren wurde (Penis = männlich), heißt es nicht, dass die Person sich auch als Mann fühlt. Dann weicht das biologische Geschlecht von dem sozialen Geschlecht ab.
In diesem Fall erweitert sich Gender um das gefühlte Geschlecht.
Beispiele sind
Nicht-binäre*
Menschen, welche die Beschränkung auf zwei Geschlechter ablehnen.
,
trans*
Trans*-Menschen leben in einem anderen Geschlecht, als das was ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
und
inter*
So nennen sich Menschen, deren körperliche Merkmale weder ausschließlich weiblich noch ausschließlich männlich sind, sondern entweder beides gleichzeitig oder nichts von beiden.
Personen. Bei cis* Menschen hingegen, stimmen Geschlechtsidentität und das zugewiesene Geschlecht überein.

Sexualität
Du bist dir sicher was Sexualität genau bedeutet? Na, irgendwas mit Geschlechtsverkehr, oder? Die Antwort ist Ja und Nein.
Sexualität umfasst alle Verhaltensweisen (zum Beispiel
flirten), Empfindungen (
Zuneigung oder
Liebe) und Interaktionen (etwa
Geschlechtsverkehr).
Dabei gibt es verschiedene sexuelle Orientierungen - also zu welchem Geschlecht sich jemand mit seinem Gefühl hingezogen fühlt.
Menschen können zum Beispiel
homo-
Menschen, die sich ausschließlich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen.
,
bi-
Bisexuelle Menschen fühlen sich zu Männern und Frauen hingezogen.
,
pan-
Pansexuelle fühlen sich unabhängig des jeweils anderen Geschlechts zu anderen Menschen hingezogen.
,
hetero-
Menschen, die sich ausschließlich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen.
oder
asexuell
Asexuelle Menschen fühlen keinerlei sexuelle Anziehung - egal welchem Geschlecht gegenüber.
sein.

Der Wandel
Wer bist du eigentlich? Und welche Rolle spielt dein Geschlecht für die Antwort auf diese Frage? Wahrscheinlich eine große, denn dein Geschlecht ist zentraler Bestandteil deiner
Identität
Die "Identität" ist, wer du bist – deine Gefühle, Gedanken und Merkmale, die dich einzigartig machen. Es umfasst deine Kultur, Hobbys, was du magst und wie du dich fühlst. Deine Identität ist das, was dich ausmacht und dich von anderen unterscheidet.
. Du hast allerdings keinen Einfluss
darauf, welches Geschlecht für dich bestimmt wird (
Geschlechtszuweisung
Das ist die Bestimmung des Geschlechts bei einem Neugeborenen in Absprache zwischen Ärzt*innen und Eltern. Bei Uneindeutigkeiten können auch Anpassungen an das zugewiesene Geschlecht vorgenommen werden. Das zugewiesene Geschlecht wird ins Geburtenregister eingetragen.
). Ebenso große Auswirkungen auf deine Identität hat deine sexuelle Orientierung. Beide Aspekte bestimmen ein Stück weit, welche Position und Rolle du später in der Gesellschaft haben wirst und wie du von anderen gesehen wirst.
Beispiel: Frauen verdienen
in vielen Arbeitsbereichen weniger als Männer, auch wenn sie die gleiche Qualifikation
besitzen und dieselbe Leistung
erbringen - das wird
Gender Pay Gap
Der Gender Pay Gap beschreibt die finanzielle Ungleichbehandlung von Männern und Frauen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Einerseits nehmen Frauen seltener am beruflichen Leben Teil als Männer und arbeiten darüber hinaus häufiger in Teilzeit. Andererseits arbeiten sie öfter in Berufen & Branchen, die generell schlechter bezahlt werden.
genannt.
In der Vergangenheit wurde das Geschlecht
und die sexuelle Orientierung
als
unverrückbar
Ein Mann ist ein Mann mit allem was vermeintlich dazu gehört, also zum Beispiel kurze Haare, stark sein, Nachwuchs zeugen, Familie "ernähren" usw. Gleiches galt auch für Frauen, nur mit anderen Erwartungen. Solche Vorstellungen sind sozial konstruiert, also gesellschaftlich erdacht, und kein Naturgesetz.
verstanden. Heutzutage geht die Forschung davon aus, dass Geschlecht und Sexualität fließend und veränderbar
sind. Auch Rollenverteilungen werden neu gedacht. Das bleibt auch der Politik nicht verborgen.

Was macht die Politik?
In unserem
Grundgesetz
Art. 3 Abs. 2 GG lautet: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
steht, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Politik ist deshalb auch die Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischen Ungleichheiten.
Hier zwei Beispiele, mit denen Politik versucht, diese zu verringern:
Gender Mainstreaming - Das bedeutet, dass bei jeder (politischen) Entscheidung mitgedacht wird, welche unterschiedlichen Auswirkungen diese auf die Geschlechter haben kann, ein sogenannter Gender-Check.
Dies gilt auch beim sogenannten
Gender Budgeting
Dabei werden die Haushaltspläne - also vor allem die (geplanten) Ausgaben - auf ihre jeweiligen Auswirkungen auf Frauen und Männer überprüft.
.
Girls´Day - Am Girls'Day lernen Mädchen Berufe oder Studienfächer kennen, in denen der Frauenanteil unter 40 Prozent liegt, zum Beispiel in den Bereichen IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik. Andersherum gibt es auch den Boys´Day.
Das Ziel bei diesen politischen Maßnahmen ist es, die Gleichheit der Geschlechter zu fördern und herzustellen.
Einige vergangene Meilensteine der Politik, bei denen bestehende Nachteile beseitigt wurden, stellen wir hier kurz vor.
Frauenwahlrecht 👩🦰 🗳️
Das Frauenwahlrecht betrifft sowohl das aktive als auch das passive Wahlrecht.
Aktives Wahlrecht bedeutet, dass Frauen und Männer das Recht haben, bei Wahlen ihre Stimme abzugeben und Politiker*innen zu wählen.
Passives Wahlrecht bedeutet, dass Frauen und Männer nicht nur wählen dürfen, sondern auch selbst als Kandidat*innen bei Wahlen antreten und wichtige politische Ämter übernehmen können.
In Deutschland haben Frauen hart dafür gekämpft, dass sie genauso wie Männer bei Wahlen mitbestimmen dürfen und selbst politische Verantwortung übernehmen können. Dieses Recht haben sie im Jahr 1918 erreicht.
Straffreiheit für Homosexuelle 🧑⚖️
Die Strafbarkeit von Homosexualität bei Männern hat in Deutschland eine lange Geschichte.
Deutsches Kaiserreich Im Jahr 1871 wurde § 175 in das Strafgesetzbuch aufgenommen. Dieser Paragraf beschrieb "widernatürliche Unzucht" als Liebesbeziehung zwischen Männern und stellte sie unter Strafe.
Weimarer Republik Mit Ausrufung der Weimarer Republik im Jahr 1918 blieb dieses Gesetz unverändert bestehen.
Nationalsozialismus Unter den Nationalsozialisten wurde das Gesetz 1935 verschärft: Bereits bei einem Verdacht auf Homosexualität drohten Verurteilungen von bis zu 10 Jahren Gefängnis. Mit Kriegsbeginn 1938 wurden homosexuelle Männer bei entsprechendem Verdacht direkt ins Konzentrationslager deportiert.
Bundesrepublik Deutschland (BRD) Obwohl § 175 unter dem Nazi-Regime seinen traurigen Höhepunkt erreichte, entschied das Bundesverfassungsgericht im Jahr 1957, dass er nicht nationalsozialistisch geprägt war und weiterhin in der BRD angewendet werden kann. Im Jahr 1969 wurde das Gesetz dann geändert: Beziehungen zwischen erwachsenen Männern ab 21 Jahren blieben dann straffrei. Aber erst 1994 hat der Bundestag beschlossen, dass § 175 - 123 Jahre nach dessen Einführung - endgültig gestrichen wird.
Deutsche Demokratische Republik (DDR) In der DDR wurde, im Gegensatz zur BRD, § 175 von 1957 bis 1968 weniger streng verwendet und danach aus dem Strafgesetzbuch genommen und durch § 151 abgeschwächt. Er stellte homosexuelle Handlungen von Erwachsenen beider Geschlechter mit Jugendlichen des gleichen Geschlechts unter Strafe - homosexuelle Frauen und Männer waren insofern dann vor dem Gesetz gleich. Dieser Paragraf wiederum wurde dann 1989 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.
Frauenquote 🧮
Mit der Frauenquote ist gemeint, dass ein bestimmter Anteil an Stellen in einem Unternehmen oder eine Behörde mit Frauen besetzt werden muss.
Seit 2016 sind börsennotierte Unternehmen
sowie der Öffentliche Dienst des Bundes gesetzlich (Führungspositionen-Gesetz) dazu verpflichtet, ihre Aufsichtsräte zu 30 Prozent mit Frauen zu besetzen.
Manche Parteien haben in ihrer Satzung ebenfalls eine Quote für bestimmte Positionen verankert, um
Parität
Der Begriff Parität meint eine gleiche Verteilung zum Beispiel von Positionen und Ämtern zwischen den Geschlechtern.
herzustellen.
Ehe für alle 💘
Im Juni 2017 stimmte der Bundestag für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.
Der Gesetzentwurf erhielt 393 Ja-Stimmen, 226 Nein-Stimmen, 4 Enthaltungen, 7 Stimmen wurden nicht abgegeben. Somit war die Mehrheit erreicht und der Weg frei für die Ehe für alle. Über viele Jahrzehnte hinweg hatten sich Menschen für die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlich liebender Paare eingesetzt.
In Deutschland darf seitdem jede*r jede*n heiraten – unabhängig von Sex, Gender oder sexueller Orientierung, solange folgende Punkte erfüllt sind:
• Beide Personen sind volljährig.
• Beide Personen sind aktuell nicht mit einer anderen Person verheiratet.
• Keine*r wird zur Heirat gezwungen.
• Die Heirat wird nicht geschlossen, um einer Person das Bleiberecht in Deutschland zu garantieren.
• Es besteht keine enge Verwandtschaft.
Mit dem Gesetz zur "Ehe für alle" wurde die sogenannte „eingetragene Partnerschaft“ abgeschafft. Neben der Möglichkeit zu heiraten, haben gleichgeschlechtliche Paare seither auch das Recht auf Adoption.
Diverses Geschlecht 🚻
In Deutschland bezeichnet der Gesetzgeber intersexuelle Menschen als „divers". Seit 2013 können intersexuelle Menschen ihr Geschlecht in offiziellen Dokumenten mit „keine Angabe“ eintragen lassen. 2018 wurde mit der Änderung des Personenstandsgesetzes (PStG) zusätzlich die Eintragung „divers“ ermöglicht.
In Deutschland gibt es also vier mögliche Geschlechtseintragungen:
männlich
weiblich
divers
keine Angabe
Wer (wird) repräsentiert?
Wir halten fest: In unserer Gesellschaft werden
traditionelle Rollenbilder
Ein Beispiel ist, dass der Mann arbeiten geht und sich die Frau um den Haushalt und die Kinder kümmert
hinterfragt,
Geschlechtsidentitäten
Also die Frage, ob sich ein Mensch selbst mit dem ihm zugewiesenen Geschlecht identifiziert, bzw. ob es ihn passend und ausreichend beschreibt.
diskutiert
und gesellschaftliche Minderheiten erheben ihre Stimme.
Vieles ist also in Bewegung.
Worum es geht: Politik hat den Auftrag, gesellschaftliche Entwicklungen in politischen Maßnahmen abzubilden. Mit Blick auf Geschlecht und Sexualität bedeutet das, die Herstellung von Sichtbarkeit, Akzeptanz
und Gleichheit
der Geschlechter.
Wer es macht: Unterschiedliche gesellschaftlichen Gruppen
möchten beeinflussen, wie die Politik der Zukunft aussieht. Wichtig ist, dass es ALLEN Gruppen gleichberechtig möglich ist, die Demokratie mitzugestalten, ganz unabhängig von
Geschlecht und
Sexualität.
Als weiterführende Idee gibt es auch die umstrittene Forderung nach
Quoten für politische Mandate zur besseren
Repräsentation
Repräsentation meint grundsätzlich, dass eine Einzelperson (Abgeordnete) die Interessen einer größeren Gruppe (Volk, Wähler*innen) vertritt. Wenn nun im Parlament zum Beispiel etwa zur Hälfte Frauen (in den letzten Jahren etwa ein Drittel) sitzen würden, dann wäre die Gesellschaft besser repräsentiert, meinen zumindest die Befürworter*innen dieser Forderung.
der Gesellschaft.
