Update der Demokratie
Die Digitalisierung wirkt sich auf viele Bereiche des Lebens aus. Die Demokratie läuft dabei noch auf Videokassette 📼. Du weißt nicht was das ist? Genau! Doch gibt es schon heute Möglichkeiten, sich digital zu beteiligen. Wie das geht und warum die Demokratie (vorerst) keine Künstliche Intelligenz braucht, erfährst du hier!
Wissen kompakt als Video
Das digitale Update
Digitalisierung bedeutet die Umwandlung von Analoges in Digitales. Es ist der Begriff für den digitalen Wandel der Gesellschaft. So werden viele Dinge des Lebens ins Digitale umgewandelt. Menschen kaufen in einer digitalen Welt online ein, schauen Filme bei Streaming-Diensten und nutzen Social Media. In der analogen Welt würden sie im Laden einkaufen, ins Kino gehen oder sich persönlich treffen. Das geschieht natürlich immer noch. Jedoch halten sich Menschen mehr und mehr digital auf. Das digitale Update in der Gesellschaft ist also in vollem Gange!
In Bezug auf eine digitale Demokratie könnte das bedeuten: Bürger*innen gehen mit dem Smartphone wählen, sie entscheiden über den Ausbau ihres Viertels per Online-Abstimmung , sie können online an Gesetzestexten mitwirken und vieles mehr.
In einer digitalen Demokratie können Menschen sehr viel stärker durch digitale Medien eingebunden werden.
Übrigens: es gibt bereits viele Ansätze, die Demokratie digitaler zu machen. Beispiele seht ihr weiter unten!
Das Internet kann Millionen von Menschen an einen virtuellen Tisch bringen. Ist das nicht Demokratie at its best
Vor- und Nachteile
Menschen zusammenbringen und sie gemeinsam entscheiden lassen! Ist das nicht der Kern von Demokratie? Die Digitalisierung verspricht all dies. Wir schauen uns die Vor- und Nachteile mal genauer an.
Spoiler: So einfach ist das nicht. Daher keine Garantie auf Vollständigkeit.
Repräsentativität In einer digitalen Demokratie können Bürger*innen direkt beteiligt werden. Sie beeinflussen Entscheidungen selbst und müssen sich nicht ausschließlich von Vertreter*innen repräsentieren lassen. So können alle Bevölkerungsgruppen die Demokratie besser mitgestalten und die gesellschaftliche Vielfalt dargestellt werden. 🤙
Partizipation Bürger*innen können an Entscheidungen beteiligt werden. Das Internet bietet die Möglichkeit, die gesamte Bevölkerung an einen virtuelle Tisch zu versammeln. In der Theorie können so alle Betroffenen mitbestimmen, wenn es zum Beispiel darum geht, das Stadtbild 🏙️ zu verändern oder an Gesetzen 📝 mitzuwirken.
Transparenz Durch die digitale Dokumentation, könnten Bürger*innen besser nachvollziehen, was »die da oben« machen. 🧐 Es gibt bereits das Konzept des Open Government. Es beschreibt, dass Regierungs- und Verwaltungsdaten offengelegt werden. So erhält die Bevölkerung einen besseren Einblick in das politische Geschehen. Letztendlich sollen so neue Formen der Partizipation zwischen Staat und Bürgerschaft entstehen.
Medienkompetenz Der Begriff beschreibt die Fähigkeit einer Person, elektronische Medien sinnvoll zu nutzen. In einer digitalisierten Demokratie ist dies von besonderer Bedeutung, da Partizipation vor allem digital stattfindet. Wenn Bürger*innen also Schwierigkeiten damit haben oder schlicht in einer analogen Welt leben möchten, werden sie ausgeschlossen. ⏏️
Datenschutz Im Internet bedeutet Datenschutz vor allem den Schutz der Privatsphäre und den Schutz vor der Datenverarbeitung. In einer Demokratie darf jeder Mensch über seine persönlichen Daten selbst entscheiden. In einer digitalisierten Demokratie könnte der Datenmissbrauch jedoch häufiger werden und Cyberkriminalität dazu führen, dass digitale Demokratien in Gefahr raten. 😈
Nutzbarkeit In einer digitalen Demokratie nutzen die Bürger*innen digitale Tools, um mitzuentscheiden. Was passiert aber, wenn es in manchen Regionen keinen oder wenig Zugang zum Internet gibt? Was ist wenn Personen nicht die digitalen Mittel besitzen, um sich zu beteiligen? 🤷♀️
Beispiele für eine digitale Demokratie
Digitalisierung und Demokratie funktioniert schon heute. Hier findest du eine Sammlung cooler Ideen und Möglichkeiten!
Mal eben digital wählen
Estland ist das einzige Land, in dem ein flächendeckendes E-Voting-System umgesetz ist. Das "E" steht für elektronisch und meint etwa die Stimmabgabe per Smartphone über das Internet.
Das geht so:
Die Identifizierung der Person läuft über den Personalausweis, der mit einer digitalen Signatur ausgestattet ist. Der Chip auf dem Dokument erlaubt es, sich mithilfe eines speziellen Kartenlesegerätes einzuloggen und die Identifizierung mit einem persönlichen Nummerncode (PIN) abzuschließen.
Anschließend kann auf die Kandidatenliste zugegriffen werden. Ein zweiter Code dient als digitale Unterschrift zur Bestätigung der Stimmabgabe.
Abschließend wird die verschlüsselte Stimme weitergeleitet und ins Wahlsystem aufgenommen.
Es ist also sehr einfach, digital zu wählen.
E-Voting in Deutschland
...ist eher unwahrscheinlich, da:
Estland mit 1,3 Millionen Einwohner deutlich kleiner ist,
die Menschen digital affiner sind als in Deutschland und
die estnische Regierung das E-Voting-Sytem stark vorangetrieben hat, während die deutsche Regierung aktuell eher zögerlich ist was die Digitaliserung der Demokratie angeht.
Bei der Stadtentwicklung mitmischen
Die Stadt Lüttich (Belgien) hat eine Plattform für digitale Bürgerbeteiligung gestartet. Sie heißt "ReinventionsLiege" und wurde in Zusammenarbeit mit der App CitizenLab entwickelt.
Das geht so:
In der App können sich Bürger*innen zunächst Informationen zu städtischen Entwicklungen einholen. In einem nächten Schritt können sie an der Stadtentwicklung Lüttichs mitwirken. So kann jede*r Nutzer*in ein Projekt erstellen, zum Beispiel »Lüttich, ohne Müll«. Dort können sich Bürger*innen untereinander austauschen, über das Projekt abstimmen und mit der Stadtverwaltung in Kontakt treten.
Übrigens: es gab bisher 983 Projekte und es wurde 95.000 Mal dafür oder dagegen abgestimmt!
Was hat das mit einer digitalen Demokratie zu tun
Es entsteht ein virutelles Austauschformat zwischen Bürgerschaft, Lokalregierung und der städtischen Verwaltung. Die Idee ist, dass Menschen ihre direktes Umfeld mitgestalten und an kreativen Prozessen beteiligt werden.
Online Unterschriften sammeln
In Deutschland hat jede*r das Recht, eine Petition einzureichen. Das ist eine schriftliche Bitte oder Beschwerde an eine Volksvertretung. Wenn ihr mehr dazu wissen möchtet, schaut in unsere Formen politischer Partizipation!
Es gibt digitale Möglichkeiten, die hier vorgestellt werden.
Deutsche Bundestag
Im Petitionsausschuss Ein Ausschuss des Deutschen Bundestages, in dem über Petitionen beraten und entschieden wird. des Deutschen Bundestages gibt es die Möglichkeit, eine Online-Petition zu starten. Dies ist die digitale Alternative zu einer Unterschriftensammlung.
Dabei reicht eine einfache Registrierung aus, um eine Petition zu einem beliebigen Thema zu starten. Nachdem sie auf der Homepage veröffentlicht wurde, können Interessierte digital unterschreiben. In einem Petitions-Forum kann sich über das Thema ausgetauscht werden.
OpenPetition
Neben der Online-Petition im Deutschen Bundestag gibt es die Plattform openPetition. Die Plattform unterstützt Petent*innen dabei, deine Petition zu erstellen, Unterschriften zu sammeln und die Petition beim entsprechenden Empfänger oder der Empfängerin einzureichen. Diese können zum Beispiel Kommunen oder Städte sein.
Was hat das mit einer digitalen Demokratie zu tun
Durch die beiden Beispiele entsteht eine digitale Partizipationsmöglichkeit. Bürger*innen können ganz bequem mit dem Smartphone oder dem Laptop eine Petition erstellen und ein Thema in die breite Öffentlichkeit tragen.
Minecraft mal anders
Das Spiel Minecraft begeistert seit mehr als 10 Jahre die Gaming-Community. Es ist ein Open-World Spiel, Eine Art von Computerspiel, bei dem der/die Spieler*in ungehinderte Bewegungsfreiheit genießt und die gesamte Spielwelt entdecken kann. in dem ein*e Spieler*in Konstruktionen aus zumeist würfelförmigen Blöcken in einer 3D-Welt baut. So kann eine ganz individuelle Welt erstehen.
Das Spiel wird zum Anlass genommen, um Menschen an der Stadtentwicklung zu beteiligen.
Das geht so:
In einem Workshop entwickeln Jugendliche zusammen mit Minecraft-Expert*innen ihr perfektes soziales Umfeld. Das kann zum Beispiel der Jugendclub, der Park oder der neue Rathausplatz sein. So werden sie selbst zu Architekt*innen und Städteplaner*innen.
Was hat das mit einer digitalen Demokratie zu tun
In einer zunehmend digitalen Gesellschaft sind digitale Beteiligungsmöglichkeiten eine Möglichkeit, Bürger*innen zu erreichen. Minecraft ist dabei ein digitales Tool und kann als Ausdrucksmittel für junge Menschen dienen. Sie werden spielerisch an Entscheidungsprozessen beteiligt und lernen, sich Gedanken über ihr soziales Umfeld zu machen. Am Ende entstehen kreative Ideen, die genutzt werden können, um das Stadtbild zu verändern. Es werden Wünsche und Bedürfnisse junger Menschen berücksichtigt und gehört.
Digitales Mitmachen
Das Mitmachen im Netz bedeutet E-Partizipation. Das "E" steht für elektronsich. Dies bedeutet, dass mittels digitaler Tools, an etwas teilgenommen werden kann. Dabei geht es weniger darum, Partizipation ins Internet zu verlagern, sondern darum, dass digitale Tools Offline-Partizipation ergänzen und unterstützen.
Hier stellen wir einige Beteiligungstools vor!
CitizenLab
CitizenLab ist ein junges Unternehmen, das die Kommunikation zwsichen (Lokal-) Regierung, Stadtverwaltung und der Bürgerschaft vereinfachen möchte. Die Gründer*innen sagen, dass die Plattform Citizen Lab die Einführung der lokalen Demokratien in das digitale Zeitalter sei.
Das geht so:
Eine Stadtregierung möchte ihre Bürger*innen in die Entwicklung eines Fahrradweges einbinden. Sie fragt bei CitizenLab an und diese erstellen eine digitale Beteiligungsplattform. Diese kann von interessierten Personen genutzt werden. Sie können eigene Ideen einbringen, sich über Projekte austauschen und darüber abstimmen.
Was hat das mit einer digitalen Demokratie zu tun
Es ist oft schwierig, die Meinung vieler Menschen einzuholen. Deshalb geben Bürger*innen die Entscheidungsmacht an Vertreter*innen ab, die sie gewählt haben. In einer digitalen Demokratie ist dies noch immer so... und doch kann aktiv teilgenommen werden, zum Beispiel durch digitale Tools. So wird nicht über die Köpfe der Nutzer*innen des Radweges entschieden, sondern sie können digital an der Entwicklung mitarbeiten.
Hier geht´s zur Plattform: CitizenLab
PLACEm - die Mitrede-App
Die PLACEm-App wurde vom Verein Politik zum Anfassen e.V. entwickelt. Die App ermöglicht es Jugendlichen und Erwachsenen, sich zu einem Thema auszutauschen und sich in ihrem sozialen Umfeld zu beteiligen.
Das geht so:
Jede Person kann sich die App herunterladen und Places Das ist der jeweilige Ort der Beteiligung, der ein Dialogforum für ein Thema darstellt. erstellen. Jede*r kann dort mitmischen, indem er/sie an Quizzen, Aufgaben oder Umfragen zu relevanten Themen teilnimmt. Es gibt eine/einen Place-Admin, der/die ein Beteiligungsformat erstellt. So können die Mitglieder bequem digial via PushBenachrichtigungen Sogenannte Push-Nachrichten sind spezielle Meldungen, die direkt auf deinem Handy angezeigt werden. erreicht werden.
Was hat das mit einer digitalen Demokratie zu tun
die PLACEm-App verknüpft die Online und Offline Welt. Bestehende Strukturen, wie etwa der Jugendclub oder die Klasse 7b - also Offline-Angebote - werden durch das digitale Tool unterstützt. Dies kann auch auf kommunale Strukturen erweitert werden. So kann eine Kommune etwa ihre Bürgerschaft in Entscheidungen einbinden.
Hier geht´s zur App: PLACEm - die Mitrede-App
Mentimeter - die App für Echtzeit-Feedback
Mentimeter ist ein Computerprogramm, bzw. eine App, die genutzt werden kann, um eine Präsentation interaktiver zu gestalten.
Das geht so:
Die Teilnehmenden können sich über die App (oder Web-App) mit der Sitzung der Person verbinden, die eine Präsentation hält. Dafür brauchen sie lediglich einen Zugangscode. Anschließend können alle Beteiligten in Echtzeit kommunizieren.
Beispiel: eine Lehrkraft erstellt eine Umfrage zu einem beliebigen Thema. Sie erhält einen eigenen Code, den die Teilnehmenden auf dem mobilen Endgerät eingeben. Dann kann abgestimmt werden. Die Ergebnisse werden in Echtzeit ausgewertet und angezeigt.
Die App kann noch mehr:
Kommentieren & Fragen einer Präsentation
Durchführung von Quizzes
Bildung einer Schlagwortwolke Eine Methode zur Informationsvisualisierung, die eine Liste aus Schlagwörtern je nach Gewichtung verschieden anzeigt.
Was hat das mit einer digitalen Demokratie zu tun
Die App bietet die Möglichkeit, eine Präsentation interaktiver zu machen. Teilnehmde werden so zu TEILNEHMENDE und nicht bloß Konsumierende. Digitale Tools unterstützen dabei die Kommunikation und führen zu mehr Teilhabe und Partizipation.
Hier geht´s zur App: Mentimeter - die App für Echtzeit-Feedback
Eine utopische Demokratie
Viele Menschen überlegen sich, wie die Demokratie der Zukunft aussehen kann. Manche möchten alles so lassen wie es ist, während andere fleißig digitale Tools entwickeln, Apps programmieren und darum besorgt sind, Bürger*innen mit Politik in Verbindung zu setzen.
Aber warum das Ganze Wir können uns doch einfach von einer digitalen Entscheidungsstruktur, also einer künstlichen Intelligenz regieren lassen! In der Gesellschaft läuft schon heute wenig ohne die Hilfe fleißiger Algorithmen. Ein Algorithmus ist eine Verarbeitungsvorschrift, die genau festlegt, wie sich ein Computerprogramm verhalten soll. Im Internet wird es eingesetzt, um zum Beispiel Nutzungsdaten zu sammeln und auszuwerten. Wenn du mehr dazu wissen wollt, schaut unter Meinungsbildung im Netz!
Es könnte also eine Künstliche Intelligenz eingesetzt werden, um Demokratie demokratischer zu machen. Es bräuchte ein sehr schlaues Compterprogramm mit guten Algorithmen, dass die besseren Entscheidungen trifft, als Politiker*innen. Es müsste lediglich die Bedürfnisse der Menschen genaustens kennen und schon kann diese Welt gerechter werden.
Das ist bisher nur eine wilde Utopie, aber wer weiß... Es zeigt zumindest, dass die Demokratie der Zukunft sehr digital aussehen kann. Es reicht aber auch erstmal, die digitalen Tools und Möglichkeiten von heute zu nutzen.