Diskriminierung
„Diskriminierung“ kommt vom lateinischen Wort „discriminare“ und bedeutet „unterscheiden“. Das klingt jetzt vielleicht ziemlich neutral, aber genau das ist Diskriminierung nicht! ☝️
Was ist Diskriminierung?
Diskriminierung ist die Benachteiligung und Herabwürdigung von Menschen im Zusammenhang mit bestimmten Merkmalen wie dem Geschlecht , der Hautfarbe , der ethnischen oder sozialen Herkunft , dem Alter , Behinderung , Sprache , Religion und Weltanschauung sowie der sexuellen Orientierung . Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes definiert Diskriminierung als (1) Benachteiligung von Menschen aufgrund eines (2) schützenswerten Merkmals ohne (3) sachliche Rechtfertigung.
Und was heißt das jetzt genau? (1) Welche unterschiedlichen Formen Benachteiligung haben kann, erfährst du noch auf dieser Seite.
(2) Schützenswerte Merkmale, wie Geschlecht und Hautfarbe, haben wir gerade schon genannt. Mehr Informationen zu den Merkmalen findest du auf unserer Seite Das ist Diversität!
(3) Und was ist mit „sachliche Rechtfertigung“ gemeint? Wenn du 15 Jahre alt bist und im Kino nicht in einen Film gelassen wirst, der ab 18 Jahren freigegeben ist, ist das keine Diskriminierung, denn es gibt eine sachliche Begründung dafür: den Jugendschutz.
Ein Überblick
Ableismus
Ableismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen mit sichtbaren und nicht sichtbaren physischen (körperlichen) und psychischen (geistigen) Beeinträchtigungen.
Wenn Menschen ausschließlich anhand ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten bewertet werden, ist das behindertenfeindlich und damit Ableismus.
Adultismus
Adultismus bezeichnet die Diskriminierung, der Kinder und Jugendliche mit Bezug auf ihr Alter ausgesetzt sind.
Wenn Erwachsene davon ausgehen, dass sie aufgrund ihres Alters intelligenter und kompetenter sind und sich deshalb über die Meinung junger Menschen hinwegsetzen dürfen, dann ist das Adultismus. Bezeichnend für Adultismus ist, dass Menschen eines bestimmten Alters Eigenschaften zugeschrieben werden, z. B. "Kinder sind trotzig" und "Erwachsene sind verantwortungsvoll".
Ageismus
Ageismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geburtsjahres und ihnen zugeschriebener Altersbilder. Für ältere Menschen wird es oft schwer einen neuen Arbeitsplatz zu finden, weil davon ausgegangen wird, dass sie sich nicht mehr so gut auf etwas Neues einstellen können. Das ist Ageismus.
Wenn eine junge Person Führungskraft in einem Unternehmen wird und ihr aufgrund des jungen Alters nicht genügend Kompetenzen zugetraut werden, ist das ebenfalls Ageismus.
Antisemitismus
Antisemitismus bezeichnet die Diskriminierung von Jüdinnen und Juden.
Antisemitismus wurde seit dem Holocaust Der Holocaust ist die Bezeichnung für den Völkermord an über 6 Millionen europäischen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. zum Sammelbegriff für alle Einstellungen und Verhaltensweisen, die Jüdinnen und Juden zugeschrieben werden. Dabei werden ihnen negative Eigenschaften unterstellt, um die Abwertung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung bis hin zur Vernichtung jüdischer Minderheiten zu rechtfertigen.
Klassismus
Klassismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres sozialen und ökonomischen Status sowie ihrer Bildung und sozialen Herkunft.
Besonders von Klassismus betroffen sind wohnungs- oder erwerbslose Menschen. Kurz gesagt richtet sich Klassismus gegen Menschen einer "niedrigeren Schicht" (Klasse).
Lookismus
Lookismus bezeichnet die Diskriminierung aufgrund des Aussehens, des Körpers oder auch der Kleidung.
Wer von anderen Menschen als attraktiv wahrgenommen wird, hat es oft leichter im Leben. Als „schön“ gilt meist: schlank, weiße Hautfarbe, keine Behinderung, symmetrische Gesichtszüge. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Menschen, die diesem Ideal nicht entsprechen, es schwerer haben. Im Gegensatz dazu spricht man übrigens auch vom „Pretty Privilege“ (pretty = hübsch). Das bedeutet, dass Menschen, die dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, in vielen Lebenslagen bevorzugt behandelt werden.
Queerfeindlichkeit
Queerfeindlichkeit bezeichnet die Diskriminierung und Anfeindungen von Menschen, die sich der queeren Community zuordnen.
Zur queeren Comunity zählen z. B. homo- und bisexuelle, inter- und transgeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen. Die Feindlichkeit zeigt sich unter anderem durch Intoleranz, Vorurteile und Ablehnung von den Betroffenen, aber auch durch direkte Hasskriminalität und Gewalt.
Rassismus
Rassimus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder Nationalität und damit (vermeintlich) verbundenen Merkmalen wie Aussehen, Name, Kultur und Religion.
Rassistisches Denken geht davon aus, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmale, zum Beispiel der Hautfarbe oder der Kultur, in Gruppen eingeteilt werden können. Dabei werden der fremden Gruppe negative Verhaltensweisen oder Merkmale unterstellt, während die eigene Gruppe immer für überlegen gehalten wird. In dieser angeblichen Überlegenheit sehen Rassist*innen dann die Rechtfertigung für Unterdrückung und Gewalt gegenüber der fremden Gruppe.
Für die Verwendung des Begriffs "Rasse" beim Menschen gibt es übrigens keine wissenschaftliche Grundlage. Es gibt keinen genetischen Unterschied zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft. Kurz gesagt: Es gibt keine Menschenrassen.
Religionsfeindlichkeit
Religionsfeindlichkeit ist die Diskriminierung und Unterdrückung von Personen aufgrund ihrer Religion. Wenn Menschen aufgrund der (sichtbaren) Ausübung ihrer Religion, zum Beispiel dem Tragen einer Kippa Die Kippa ist eine kleine runde Kopfbedeckung, die Männer jüdischen Glaubens zum Beispiel beim Gebet aber auch im Alltag tragen. oder dem Gang in die Moschee Eine Moschee ist im Islam ein Ort des Gebets, ähnlich der Kirche im Christentum. angefeindet oder beleidigt werden, ist das religionsfeindlich.
Sexismus
Sexismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres (zugeschriebenen) Geschlechts. Von Sexismus können alle Geschlechter betroffen sein.
Sexistisches Denken beruht auf der Annahme, dass Frauen sich zum Beispiel in bestimmter Weise verhalten und aussehen müssen oder auch ganz bestimmte Aufgaben im Leben haben (Haushalt, Kindererziehung, ...).
Sexismus drückt sich ganz unterschiedlich aus, zum Beispiel durch Beleidigungen, Darstellungen in der Werbung oder Kommentare zum Aussehen von Menschen.
Es beginnt mit Schubladen
Wie kommt es zu Diskriminierung?
Stereotype sind Vorstellungen über Eigenschaften und Verhaltensweisen von Menschen. Sie werden ihnen zugeschrieben, weil sie (vermeintlich) zu einer bestimmten Gruppe gehören. Zum Beispiel sind Männer stark und Frauen sanft, Italiener*innen essen nur Pizza und Pasta , Brillenträger*innen sind Streber*innen . Diese Einordnung in „Schubladen“ macht das menschliche Gehirn automatisch, weil es bei jeder Erfahrung auf bereits Bekanntes zurückgreifen möchte. Das spart Energie und vereinfacht den Alltag.
Wenn Stereotype aber nicht regelmäßig hinterfragt werden, können daraus Vorurteile entstehen. Vorurteile sind vorschnelle Urteile, die noch stärker von Bewertungen und einer ablehnenden Haltung geprägt sind. Sie beeinflussen das Verhalten gegenüber Menschen anderer Gruppen. Vorurteile können dann zu Diskriminierung führen.
Formen von Diskriminierung
Direkte Diskriminierung
Von direkter – oder auch unmittelbarer – Diskriminierung wird gesprochen, wenn eine Maßnahme oder auch Regelung ganz konkret eine diskriminierende Ungleichbehandlung hervorruft.
Beispiel: Obwohl eine Frau mit Kopftuch genauso gut für eine Arbeitsstelle geeignet ist, wie andere Bewerber*innen, wird sie aufgrund ihres Aussehens nicht zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen.
Indirekte Diskriminierung
Die indirekte – oder auch mittelbare – Diskriminierung ist ein bisschen schwieriger zu erkennen, denn es wird nicht konkret auf ein Merkmal abgezielt, sondern die Diskriminierung schwingt eher mit.
Beispiel: Teilzeitbeschäftigte verdienen pro Stunde (Stundenlohn) weniger als Vollzeitbeschäftigte. Das wirkt erstmal wie eine normale betriebliche Regelung. Da Teilzeitstellen aber häufiger von Frauen abgedeckt werden, wären sie in diesem Beispiel gegenüber Männern benachteiligt.
Intersektionalität
Zu Diskriminierungen kann es aufgrund verschiedener Merkmale, wie zum Beispiel dem Geschlecht oder der sexuellen Orientierung, kommen. Diese Kategorien können allein wirken. Es können aber auch mehrere dieser Merkmale auf eine Person zutreffen. Mit dem Begriff „Intersektionalität“ wird die Überschneidung bzw. das Ineinandergreifen mehrerer Diskriminierungsmerkmale bezeichnet.
Beispiel: Eine schwarze Frau kann aufgrund ihres Geschlechts (Sexismus) diskriminiert werden, oder aufgrund ihrer Herkunft (Rassismus), gleichzeitig aber auch als schwarze Frau – also in der Kombination. Das Beispiel lässt sich natürlich auch auf ganz andere Personen beziehen, wie etwa einen homosexuellen Mann im Rollstuhl.
Institutionelle Diskriminierung
Bei der institutionellen Diskriminierung geht die Diskriminierung nicht auf individuelle Handlungen oder Überzeugungen zurück, sondern auf die Regeln, Gesetze und Strukturen einer Organisation oder eines Unternehmens.
Beispiel: Wenn Kinder mit Migrationshintergrund allein aufgrund ihres Migrationshintergrundes häufiger keine Empfehlung für das Gymnasium bekommen, dann liegt hier eine Diskriminierung von Seiten ihrer Schule vor.
Was sagt das Recht?
Diskriminierung ist verboten, denn für die Betroffenen können die Folgen schwerwiegend sein. Das Diskriminierungsverbot ist auf verschiedenen Ebenen rechtlich verankert.
Vereinte Nationen (UN) – Allgemeine Erklärung der Menschenrechte Die Menschenrechte gelten für alle Menschen gleichermaßen. In Artikel 2 heißt es: "Jeder hat Anspruch auf alle in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten, ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand."
Deutschland – Grundgesetz In Artikel 3 Abs. 3 GG heißt es: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."
Thüringen – Verfassung des Freistaats Thüringen In Artikel 2 Abs. 3 ThürVerf heißt es: "Niemand darf wegen seiner Herkunft, seiner Abstammung, seiner ethnischen Zugehörigkeit, seiner sozialen Stellung, seiner Sprache, seiner politischen, weltanschaulichen oder religiösen Überzeugung, seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung bevorzugt oder benachteiligt werden."
Und dann gibt es in Deutschland auch noch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Das Gesetz greift in sechs Fällen: Bei Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung. Warum greift das AGG nur in diesen Fällen Die Begründung ist, dass die sechs Merkmale ein „wesentlicher Teil der Persönlichkeit und schwer bis nicht veränderbar“ sind. Kritisiert wird am AGG übrigens, dass andere Merkmale, wie etwa die soziale Herkunft oder das äußere Erscheinungsbild, nicht geschützt sind.